3 Thesen von Stefanie Hecker

Was passieren würde, wenn wir Aufgaben, die wir immer vor uns herschieben, einfach erledigen würden.


 

Nachdem ich meinen Garten umgegraben und neu angelegt habe und auch die Wohnung von letzten Staubkörnern befreit ist, kann ich sie nicht länger aufschieben: meine Steuererklärung.

Kennen Sie das? Man nimmt sich fest vor, heute mit dem To-do zu beginnen und plötzlich wird alles andere interessanter, wichtiger und muss noch schnell vorher erledigt sein. Der Schreibtisch, der seit Wochen nicht mehr aufgeräumt wurde, muss erst blitzblank sein. Der Staubsauger ist plötzlich im Dauereinsatz.

Dahinter verbirgt sich das Phänomen der Prokrastination oder auch „Aufschieberitis“. Der innere Schweinehund hat das Ruder übernommen. Dieser innere Schweinehund ist immer auf der Suche nach schneller Belohnung. Und die ist nun mal beim Verfassen eines schwierigen Berichts oder der Erstellung einer komplizierten Präsentation einfach nicht in Sicht.

Die Belohnung ist viel eher beim Aufsaugen der letzten Fluse oder dem Beantworten einer WhatsApp- Nachricht zu erhalten als beim Grübeln über der unübersichtlichen Excel-Tabelle.

Aus diesem eigentlich gut gemeinten Impuls der Prokrastination entsteht ein Teufelskreis, an dessen Ende die Aufgabe erst in allerletzter Minute erledigt wird, im schlimmsten Fall gar nicht. Solange es funktioniert, besteht doch kein Grund zur Sorge, denken Sie jetzt vielleicht. Unser Gehirn denkt vor allem: wieso soll ich etwas ändern, der Bericht ist sogar gut geworden!

Doch wie viel Zeit verschwenden wir mit überflüssigen WhatsApp-Nachrichten, unsinnigen E-Mails und überlangen Telefonaten, nur um die eine unangenehme Aufgabe nicht erledigen zu müssen, die vielleicht in einer halben Stunde geschafft wäre?

Die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach wird zum Phänomen Prokrastination mit den Worten zitiert: „Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun.“ Denn auch das Liegenlassen kostet uns Energie.

Was also gewinnen wir, wenn wir die unangenehmen Aufgaben einfach erledigen?

3 Thesen gegen das Aufschieben

Zufrieden in den Feierabend

Wer die leidigen Aufgaben nicht erledigt hat, nimmt sie oft gedanklich mit in den Feierabend. Der damit sicherlich nicht erholsam wird. Ist die Aufgabe aber erledigt, kann man den Feierabend besser genießen und ist gedanklich frei und offen für die Erholung.

Vom Gejagten zum Gestalter

Wer viel aufschiebt, begibt sich in die unangenehme Position eines Gejagten, denn die Deadline hat jemand anderes gesetzt. Überwinde ich mich hingegen, gewinne ich das Gefühl zurück, Herr meiner Zeit zu sein. Denn nach der unangenehmen Aufgabe setze ich mir natürlich eine geeignete Belohnung, die ich selbst bestimme.

Der Kopf ist frei für Neues

Wenn Sie Unangenehmes schnell erledigen, gewinnen Sie nicht nur Zeit, sondern vor allem Energie. Mit dieser neu gewonnenen Energie können Sie sich jetzt Ihren Herzensthemen widmen. Oder neue Themen angehen, für die bisher keine Zeit blieb, weil Sie ja noch die eine leidige Sache erledigen mussten.

Wie aber funktioniert das mit der Überwindung, wie fange ich endlich an?

Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen haben sich mit dem Phänomen der Prokrastination auseinandergesetzt. Der einhellige Tipp lautet: setzen Sie die Deadline möglichst kurz, grenzen Sie die zeitlichen Spielräume möglichst auf ein noch realistisches Minimum ein.

Bestätigung finden diese Vorschläge durch die Untersuchungen des Sozialwissenschaftlers Parkinson zu Arbeitsabläufen in der britischen Verwaltung. Er fand heraus, dass sich die Zeit bis zu einem festgesetzten Termin immer -sozusagen von alleine- füllt.

Nutzen Sie das Parkinsonsche Gesetz zur Überwindung Ihrer Prokrastination: Starten Sie noch heute mit einer unangenehmen Aufgabe. Setzen Sie dafür eine knappe Deadline, die gerade noch machbar ist. Und belohnen Sie sich nach Fertigstellung mit einer interessanten Projektaufgabe oder einem frühen Feierabend. Sie werden sich sofort besser fühlen! 

Ist dies nicht ein befreiender Gedanke?

Ihre
Stefanie Hecker

im März 2020

Quellen:

1 Kathrin Passig, Sascha Lobo: Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin. 3. Auflage. Berlin,       Rowohlt (2012).

2 C.N. Parkinson: Parkinsons Gesetz und andere Untersuchungen über die Verwaltung. Düsseldorf: Verlagsanstalt Handwerk GmbH. Nachdruck der deutschen Erstausgabe von 1958 (2005).

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